Der 35-jährige Kommissar entstammt einer großbürgerlichen jüdischen Berliner Familie.
Den Singers gehört das Bankhaus Singer & Salomon. Doch während sein Bruder Ernst sich anschickt eines Tages das Erbe des ihres Vaters an der Spitze des Familienunternehmens anzutreten, wählt Aaron, nachdem er schwer verwundet aus dem Weltkrieg heimkehrte, ganz bewusst einen anderen Weg.
Sehr zum Leidwesen des Familienpatriarchen macht der unkonventio-nelle Singer gegen viele Widerstände und Anfeindungen seinen Weg bei der Berliner Kriminalpolizei. Sein Glück ist perfekt, als Ernst Gennat, der große Kriminalist auf den gleichermaßen engagierten wie talentierten Kriminalassistenten aufmerksam wird. „Der Buddha“ fördert und fordert Singer, so dass dieser schon bald zum Kriminal-kommissar befördert wird. Politisch ist Singer ein überzeugter Demokrat.
Privat läuft es nicht ganz so glatt. Singers Mutter stirbt im März 1919 an der spanischen Grippe. An festen Bindungen ist Singer nicht interessiert, obwohl er Schlag bei den Frauen hat, wie man damals sagt. Tagsüber ein ehrgeiziger und gewissenhafter Kriminalist treibt es ihn nachts in die Berliner Clubs und in die Arme professioneller Liebesdienerinnen.
Als er quasi von heute auf Morgen in die ostpreußische Provinz geschickt wird, ist er alles andere als begeistert.
Der 55-jährige Kommissar und Leiter der Königsberger Kripo ist Ostpreuße durch und durch.
Mit Autorität und ruhiger Hand führt der Hindenburg-Verehrer sein Kommissariat durch die Irrungen und Wirrungen der unruhigen ersten Jahre der Weimarer Republik. Puschkat arbeitet gewissenhaft und nach Methoden, die sich über viele Jahre bewährt haben müssen. Neuen Ermittlungsmethoden steht er grundsätzlich skeptisch gegenüber.
Als gebürtiger Königsberger hat er ein grundsätzlich gespanntes Verhältnis zu den aus seiner Sicht überdrehten Hauptstädtern aus Berlin. Immerhin wurden die preußischen Könige in Königsberg gekrönt und nicht im Moloch an der Spree. Politisch gesehen hätte Puschkat am liebsten den Kaiser behalten, auch wenn er im Rückblick zugeben muss, das Wilhelm Zwo einigen Anteil an der aktuellen Misere hat.
Puschkat ist verheiratet und hat zwei fast erwachsene Töchter. Seine Frau Alwine hat mehr Einfluss auf ihn, als er sich eingestehen möchte.
Nachdem er Singer als gleichberechtigten Kollegen an die Seite gestellt bekommen hat, ist es mit den althergebrachten Zuständen und Vorgehenswesen vorbei. Der junge Kollege verlangt dem alten Hasen Einiges ab.
Der 54-jährige meist schlecht gelaunte und desillusionierte Kriminalinspektor ist fast genauso lange bei der Königsberger Polizei wie Heinrich Puschkat, den Lippert Heini nennt.
Immerhin waren die beiden Lokalmatadoren in Kriegszeiten gemeinsam beim Landsturm und teilen die national-konservative Gesinnung.
Lipperts vordringliche Aufgabe an einem Tatort ist die Spurensicherung. Dem Kommissar aus Berlin (zu reich, zu jüdisch, zu sehr Berlin) steht Lippert ebenso reserviert gegenüber wie dem Kriminalassistenten Maag (zu jung, zu unerfahren).
In seinem Job ist auf den Kriminalinspektor jedoch Verlass. Seine Akribie bei der Spurensuche ist nur mit dem Spürsinn eines Bluthundes zu vergleichen.
Für den 28-jährigen Kriminalassistenten ist sein Beruf Berufung. Leider wird sein Engagement nicht immer so geschätzt. Gelegentlich unsicher und ungeschickt, jedoch immer mit vollem Einsatz, so engagiert sich Erwin Maag bei den Ermittlungen.
Mit Singer weht ein frischer Wind durch das Königsberger Polizei-präsidium und der neue Mann aus Berlin traut Erwin Einiges zu. Kein Wunder das Erwin das Vertrauen mit fast glühender Verehrung dankt, sehr zum Mißfallen von Heinrich Puschkat.
Privat ist der Kriminalassistent ein begeisterter Fussballspieler, Läufer beim SV Prussia Samland. Ob sich dieser befremdliche Sport aus England im deutschen Reich durchsetzen wird? Zumindest die Kollegen Puschkat und Lippert haben da ihre Zweifel.
Erwin Maag ist Junggeselle und lebt zur Untermiete bei der Witwe Briese. Die große Politik ist ihm egal, solange er bei der Königsberger Kripo für Recht und Ordnung sorgen kann.
"Berufsmörder - was soll das denn sein? Leute umbringen ist doch kein Lehrberuf!"
Die 38-jährige Schreibkraft ist der gute Geist des Königsberger Kommissariats.
Oft genug bringt sie sich ein, um atmosphärische Störungen zwischen den Kollegen zu entspannen. Auch bei den Lagebesprechungen versteht sie es, ihre Rolle als Protokollantin sehr großzügig auszulegen. Nicht selten sind es ihre Denkanstöße, die die Ermittlungen ihre männlichen Kollegen in die richtige Richtung lenken.
Henriette von allen nur Henny genannt ist verheiratet, liebt ihren Job und hat ein mütterliches Auge auf Erwin Maag.
"Ja, nu stehnse man bequem. Is ja jut und macht den Mann och nich wieder lebendig."
Der 60-jährige Gerichtsmediziner entstammt verarmtem hugenottischem Landadel und gehört zu den schillerndsten Figuren des akademischen Königsberg.
Der Ruf des Pathologen reicht weit über Königsberg hinaus. Sein Reich ist das Gerichtsmedizinische Institut in der Langen Reihe. Hier hält Caillé auch seine Vorlesungen für die Studenten der Albertina-Universität. Die Kommissare Puschkat und Singer sind regelmäßig in den Katakomben der Gerichtsmedizin zu Gast. Die mitunter kapriziöse Art des Pathologen verlangt den Kommissaren oft genug ein gerüttelt Maß an Geduld ab.
"Sie sind doch nicht etwas eifersüchtig, Herr Kommissar?"
Eine Schönheitstänzerin mit einer dunklen Vergangenheit, die es zeitgleich mit Singer nach Königsberg verschlägt.
Die 27-jährige Ella Landau wird von dem undurchsichtigen Exil-Russen Igor Raguschin gefördert und bringt dessen Nachtclub „Bel Ami“ ordentlich zum Brummen.
Ihre gleichermaßen leidenschaftliche und selbstbestimmte Art zieht Singer in ihren Bann.
Maximiliane "Maxi" Mattern - Blumenhändlerin
"die Zeiten haben sich geändert Papa. Ich stehe auf eigenen Beinen - da brauch ich keinen Mann, der mich versorgt!"
Die 29-jährige Blumenhändlerin entstammt einer großbürgerlichen Familie und hat - sehr zum Leidwesen ihres Vaters, einem angesehenen Mitglied der jüdischen Gemeinde - ihren ganz eigenen Kopf und kein Interesse im Juweliergeschäft ihres Vaters mitzuarbeiten. Seit zwei Jahren betreibt Sie mit seinem Segen einen eigenen Blumenladen in der Löbenichtschen Langgasse. Mit Singer verbindet Sie eine für beide überraschende Anziehungskraft.
...wird fortgesetzt...